Krebstherapie im Alter
Die Lebenserwartung steigt und mit zunehmenden Alter erhöht sich das Krebsrisiko. Zu dem physiologischen Alterungsprozess kommen geriatrische Faktoren wie Immobilität, Inkontinenz oder geistiger Abbau sowie multimorbide Faktoren wie Hypertonie oder Herzinsuffizienz. Das heißt, die Einnahme von verschiedenen Medikamenten nimmt zu. Mehr als die Hälfte der über 70-jährigen nimmt fünf oder mehr Medikamente pro Tag.
Mit jeder Arznei steigt die Wahrscheinlichkeit von Wechselwirkungen. Daher ist es umso wichtiger, bei multimorbiden Krebspatienten ein individuelles Therapiekonzept zu entwerfen. Möglicherweise muss auf bestimmte Therapien verzichtet werden bzw. eine Reduktion der Dosis vorgenommen werden.
Vorrausetzung für eine erfolgreiche Behandlung dieser Patienten ist eine ausführliche Vorbereitung betreffend aller Risikofaktoren hinsichtlich Komorbiditäten, Medikamenten, Ernährungszustand, physische und psychische Verfassung, sozialer Gegebenheiten und Eigenversorgung. Eine enge Zusammenarbeit zwischen Onkologen und Geriatern im klinischen Bereich sowie eine Kooperation zwischen niedergelassenen Onkologen und den betreuenden Hausärzten sind hier wünschenswert. Auf Grundlage der Informationen sollten die möglichen Behandlungen und Nebenwirkungen, die Lebensqualität und die Ziele des Patienten genau analysiert und ausgewertet werden. Idealerweise werden Risikobewertungs-Systeme zur genauen Einschätzung genutzt. Studienbasiert konnte gezeigt werden, dass auch im höheren Alter moderne Chemotherapien, Immuntherapien oder Antikörpertherapien einen großen Nutzen auch für ältere Menschen darstellen können.
Auch begleitende Therapien wie Physiotherapie, Ergotherapie oder Logopädie müssen in das Konzept mit einbezogen werden. Der Zeitumfang für solch eine geriatrisch-onkologische Untersuchung beträgt etwa eine Stunde, was sich für den nachfolgenden Behandlungsablauf jedoch in jedem Fall nicht nur zeitlich, sondern vor allem in der Qualität der Behandlung rechnet.
Trotzdem kann auch bei dieser individuellen Therapie bei älteren Patienten die körperliche Belastbarkeit abnehmen, sei es, weil nicht genügend konditionelle Reserven vorhanden sind oder die Therapie eine besondere Anstrengung darstellt. Das kann sich auf die Lebensqualität negativ auswirken, beispielsweise wenn die Eigenversorgung nicht mehr uneingeschränkt möglich ist. Hier ist eine Intervention hinsichtlich körperlicher Aktivitäten, Ernährungsempfehlungen oder Hilfsangebote für den Alltag indiziert. Rehabilitative Maßnahmen (früher Kur) sind hier zu empfehlen. Für die Beantragung stehen die Beratungsstellen der Landeskrebsgesellschaften wie auch qualifizierte Mitarbeiter (Sozialdienst in Krankenhäusern, spezifisch geschulte Praxismitarbeiter) zur Verfügung.
Zudem sollte der Therapieplan immer wieder an die jeweilig aktuellen Begebenheiten angepasst werden.